Grafeneck - Ort der T4 Aktion

Lithopunktur Projekt

Grafeneck - Ort der T4 Aktion

In einem LandArt-Projekt mit dem Verein Kunst-Sinn-Natur entstanden im Sommer 2018 am Samariterstift drei Steinstelen mit dem Thema „Der Wert des Lebens“. Damit wollen wir einerseits an die Opfer erinnern, andererseits muß es aber auch Heute ein Maß für den Umgang mit den schwächsten unserer Gesellschaft sein. Gerade an solch einem Ort der Euthanasie erwachsen erst aus dem Erinnern an die Morde Zukunftskräfte, die wir in der menschlichen Begegnung so sehr benötigen.

Die im soziale Kunstprojekt hergestellten Sandsteine sind als Flachreliefs ausgeführt. Die Zeichen wurden vor Ort entworfen und gehauen. Dabei erlebten die Betreuten, Mitarbeiter der Einrichtung sowie Besucher den Werkprozeß und nahmen auch daran Teil, bis zum Aufstellen der Steine.

Die Zeichen entstanden aus einer inneren Wahrnehmung. Die Gesten jedes einzelnen Teilnehmenden wurden zu einem Zeichen zusammengefügt, welches sich an der romanischen Formensprache orientiert. Dabei wurde auch der umgebende Landschaftsraum mit einbezogen. Die Ornamente wurden schließlich innerhalb einer Woche von Hand heraus gehauen und die Steine aufgestellt.

Standort heutiges Samariterstift Grafeneck, Gedenkstätte Grafeneck, Schwäbische Alb, einer der Orte der T4 Aktion.


Stein 1

„Wert des Lebens“
Nahe dem ehemaligen Vergasungsschuppen
Aspekt zur Reutlingen Marienkirche Heilges Grab

Es ist, als stünde man auf der Asche der Opfer, denen der Atem genommen wurde, weil sie für nicht Wert erachtet wurden. Als würden Lebensfäden im Tod zerreißen und in einer negierten Welt, in der Ärzte durch Gas töten verloren gehen. Erst durch das Erinnern von uns Lebenden werden die Toten in ihrem Bewußtsein berührt. Himmel und Erde verbinden sich und die Gnade läßt sich herab und führt in den Geist.

Diese Geste findet sich im Zeichen inspiriert vom Heiligen Grab in Reutlingen mit dem Abbild des Dornenkranzes und der Geste von Christus mit der Siegesfahne.


Stein 2

„Ehrfurcht vor dem Leben“
Nahe dem Standort der ehemaligen Untersuchungsbaracke
Bezug zur Lauterquelle

Leben in seiner Vielfalt und Individualität ist ein Schöpfungsprinzip. Durch Euthanasie wird das Leben bewahrende bewahrt Leben negierttäuscht Im Ornament wird der wässrige Aspekt, welcher von der Lauterquelle inspiriert ist dargestellt: sich in Schalen immer wieder erneuernd und ausbreitend, um schließlich den Geist des Lebens zu offenbaren, der voller Ehrfurcht erlebbar ist. Für einen Augenblick strebt dieser Lebensgeist als lebendiges Wasser den Opfern zu und umhüllt sie.

 

Stein 3

„Essenz des Lebens“
Vor dem Schloß
Korrespondierender Landschaftsort Nebelhöhle

Wie ein Abgrund der Tiefe tat sich die Welt der faschistischen Täter auf, alles wurde verschlungen, nur der verborgene geistige Kern, die Essenz des Lebens blieb davon unangetastet. Die Essenz des Lebens der Erdentiefe erlebten wir versteckt in der Nebelhöhle an ihren wunderbaren Tropfsteinen. Das Zeichen stellt ein Rosenkreuz dar, als eine Verwandlung in der Zukunft: das verbrannte Kreuz treibt wieder aus und erblüht.